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EDITORIAL

aus Heft Nr. 5/1996


Ständig "unter Strom"

Die aktuelle Elektronik macht es möglich. Wir können von überall aus überall hin telefonieren, faxen, wir können überall arbeiten. Kaum noch wird ein Gedanke daran verschwendet, dass man die eigentlich guten Gedanken dann bekommt, wenn man unbelastet ist.

Der Computer ist im Leben fast jedes Menschen fast immer gegenwärtig. Er ermöglicht es, seine Arbeit am Flughafen in der Wartehalle, in der U-Bahn oder wo auch immer fortzusetzen. Und wenn sie fertig ist, wird sie per Mobiltelefon als Fax verschickt oder in ein Datennetz eingespeist. Freilich ist es fein, wenn dadurch keine wertvolle Zeit verloren geht.

Es ist freilich auch schade um die viele Zeit die man schlafend im Bett verbringt. Da könnte man sich doch via Superlearning oder Ähnlichem ein paar zusätzliche Sprachen oder die Inhalte bestimmter Wissensgebiete eintrichtern. Gemütlich im Schlaf, das stört ja nicht.

Man denkt also dann tagsüber immer und überall an die Arbeit. Und in der Nacht lernt man dann noch ein bisserl was dazu. Untertags wird umgesetzt, was man weiß und in der Nacht wird dann der Kopf um weiteres Wissen bereichert.

Freilich macht das in dieser extremen Form niemand. Die wirklich guten Gedanken würden dann nicht mehr entstehen können. Jene, die sich aus Assoziationen ergeben, also ganz neue Ideen. Es ist offenbar nicht umsonst so, dass die großen Denker oft als liederliche Faulenzer überliefert sind.

Aber es ist vielleicht erbaulicher, nicht in einer Regentonne zu wohnen und ein halb so guter Denker zu sein. Das Mobile Büro ist aber dennoch eine wunderbare Sache. Dann, wenn man etwas fertig machen möchte, was man sonst nicht mehr schaffen könnte. Oder, dass man doch zu ein bisschen mehr Freizeit kommt, weil man eben sein Büro auch in den Garten des Wochenendhauses verlegen kann. Die paar Anrufe, die da hereinkommen macht man "mit Links".

Die richtige Lösung liegt freilich auch hierbei im gezielten Einsatz. Nicht ständig im Computer "hängen", nicht ständig Sklave des Mobiltelefons sein, weil man es nicht übers Herz bringt, den Aus-Taster zu betätigen. Der Trick ist es, sich die Technik zunutze zu machen.

Gerade die hoch entwickelte Technik birgt durch ihre Möglichkeiten und Komplexität die Gefahr in sich, vom Mittel zum Zweck zum Selbstzweck zu werden. Wohl jeder, der sich ausgiebiger mit dem Einsatz des Computers auseinandersetzt, ist schon mehrmals plötzlich "aufgewacht" und hat sich gedacht, dass das Problem doch mit althergebrachten Methoden viel besser zu lösen ist. Das trifft freilich nur manchmal zu. Aber man sollte es immer wieder hinterfragen. Es kann nämlich schnell passieren, dass man - jetzt wieder am Beispiel Computer - viele Dinge mit Gewalt umständlicher über den Computer löst und dadurch den bei sinnvollen Lösungen eingesparten Vorteil wieder aufhebt.

Bis zum nächsten Mal,

Ihr

Felix Wessely


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