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EDITORIAL

aus Heft Nr. 12/2001


Handy: Zuerst alles verbieten und jetzt aufspielen

In Europa gibt man sich sehr fortschrittlich, was die Mobilkommunikation über öffentliche Netze anlangt. Stolzgeschwellte Brüste schon seit Jahren bei den europäischen Herstellern der Handys und bei den Netzbetreibern. Die USA werden dabei als furchtbar rückständig dargestellt, obwohl sich das längst zu ändern begonnen hat. In Wirklichkeit liegt der Grund aber im stark reglementierten Funkverkehr überall in Europa.

In den USA ist es keine Besonderheit, ein Schnurlostelefon mit einer Reichweite von ein paar Kilometern zu kaufen und zu betreiben. Wer braucht dann noch ein Mobiltelefon, für das separat - zudem viel höhere - Gebühren zu zahlen sind. Wer sich dort eine richtige Funkstation beim Telefonanschluss daheim einrichtet, könnte USA-weit über Relais die Verbindung herstellen und wählt die Telefonnummer einfach über die DTMF-Wahl am Handfunkgerät.

Die USA beneiden uns weniger um das Mobiltelefon für den Sprechverkehr, sondern mehr für die Möglichkeiten von GSM und seinen Spielarten im Zusammenhang mit Datenübertragung.

Es ist so wie in den ehemaligen Ostblock-Ländern. Deren Bewohner sind heute in der Regel technologisch moderner ausgestattet und im Umgang mit der aktuellen Technologie versierter als bei uns. Der Grund liegt einfach darin, dass dort jahrzehntelang die jeweils im Westen modernen Produkte einfach unerschwinglich oder überhaupt nicht verfügbar waren. Vor rund zehn Jahren wurde damit begonnen, sich technisch auszustatten, sich alle die schönen Sachen zu gönnen, die das Leben erleichtern sollen. Sowohl im Privat- als auch im Berufsleben. Dass man sich dann gleich der jeweils aktuellen Technologie bedient hat, ist klar.

Genauso ist es in ganz Europa im Bereich der Telekommunikation im Vergleich mit den USA. Es ist für den Normalbürger verboten, und erst dann über den Umweg von kommerziellen Telekommunikationsnetzen zugänglich geworden als sich einige fanden, aus dem Kommunikationsbedürfnis ein Geschäft zu machen. Es noch nicht so lange her, als sogar auch Walkie-Talkies mit winziger Reichweite verboten waren.

Darauf, dass es bei uns für den Normalbürger keine Alternative zur Benutzung öffentlicher Kommunikationsnetze gibt, brauchen wir uns wirklich nichts einzubilden. Wir können darauf stolz sein, dass GSM maßgeblich in Österreich entwickelt wurde. Aber darauf, dass wir es auch so dringend nötig hatten, wohl weniger.

Bis zum nächsten Mal,

Ihr

Felix Wessely


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