Die Zusammenstellung des Inhalts des "praktiker" und die Art der Erscheinung basiert auf - von Anfang an gleich gebliebenen - Grundgedanken, also einer Philosophie. Und aus einem Konsens, der gemeinsam mit "dem Leser" besteht. Also in gewissem Sinne das, was als Wert und Unwert, was als erstrebenswert angesehen wird. Die Zusammenstellung des Inhalts wandelt sich im Laufe der Jahrzehnte in Anpassung an den jeweiligen Stand der Entwicklung sowie der Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen; auch in Verbindung mit deren aktueller Preisgestaltung. Wir konzentrieren uns bei der Auswahl von Themen auf das, was im Sinne des Anwenders von der Industrie entwickelt und produziert wird. Und wofür es von der Industrie keine interessante Lösung gibt, wird sie selbst entwickelt.
<=> Aktive, kreative Beschäftigung ist Krönung
<=> Klassischer Selbstbau nur fallweise auch heute noch sinnvoll
<=> Produkte und Lösungen im Sinne des Anwenders
<=> Konzentration auf Wesentliches - Leser wie bester Freund
<=> Für die Praxis sinnvolles Wissen, brauchbare Informationen
<=> Nicht hereinlegen lassen von Schmähtandlern
<=> Positive Beeinflussung der "Produkt-Evolution"
<=> Beste Qualität nur zur Unterhaltung und Genuss - nicht Selbstzweck
<=> "Lifestyle" ist nicht Nachahmung, sondern optimierter Umgang
<=> Nicht Technik allein: Bedeutung von Design, Handhabung
<=> Die wahren Abenteuer sind im Kopf
<=> Wenn Ihnen diese Sichtweise gefällt ...
"ITM praktiker" - kurz: "praktiker" - ist das, was man unter einem Markenprodukt versteht, hat demnach eine Markengestalt, also einen eigenständigen Charakter. Das Merkmal einer Marke ist Differenzierung. Das bedeutet, dass ein eigener Weg gegangen wird unbeirrt davon, was Andere tun oder was gerade "angesagt" ist. Eine klare Einordnung in eine gängige Kategorie darf daher nicht möglich sein resp. werden.
Die Kombination aller Technologien aus dem riesigen Bereich der Elektronik - Audio, Video, Foto, Computer, Telekommunikation inklusive der Internet-Technologien, Navigation etc. - ist mehr als die Summe der isoliert betrachteten Einzel-Technologien. "praktiker" beschäftigt sich daher immer schon - und nicht erst seit allgemeinem "Entdecken" der Multimedia-Idee in den 1990er-Jahren - mit allen diesen Bereichen. Bei den meisten davon: Seitdem es sie gibt.
Was anfangs die Röhre war sind heute digitale Audio- und Videoformate und der Umgang damit, beispielsweise. Das zugrundeliegende Konzept bleibt das selbe: Das Verstehen und die intelligente Anwendung der aktuell verfügbaren Technologien - und idealerweise deren Nutzung zur Entfaltung von Kreativität - macht ernsthaft Spaß und bereichert das Leben. Sie soll das Leben des technisch interessierten und technisch versierten Lesers bereichern.
[!> Diese Darstellung - hier, auf dieser "langen" Seite - soll Ihnen als Leser dabei helfen, gewisse Standpunkte besser zu verstehen und für Sie eine Orientierung dafür sein, ob "praktiker" auf "Ihrer Linie liegt". Oder eben nicht. Genauso wie zwischen Freunden für gutes Verständnis ein Konsens in der Hauptrichtung des Weltbildes vorhanden sein muss, trifft dies freilich auch auf die "Beziehung" zwischen Leser und Zeitung für den Gegenstand des Inhalts zu. In diesem Fall also Elektronik - in weiterem Sinne Technik - und wie damit umgegangen wird.
Es ist sehr interessant, in hoher Güte die Ergebnisse der Arbeit Anderer auf einen Bildschirm zu bekommen oder über Lautsprecher wiederzugeben. Es ist aber immer etwas ganz Besonderes, wenn es sich bei dem Wiedergegebenen um selbst Geschaffenes handelt. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die inzwischen sehr preisgünstig zugänglich geworden sind. Die gängige Anwendung ist das selbst gedrehte Video, das selbst aufgenommene Foto. Vom Enthusiasten wird dies aber nicht nur für Erinnerungszwecke nebenbei genutzt, sondern auch als künstlerisches Ausdrucksmittel oder zur ernsthafteren Dokumentation.
Während der kreative Umgang mit Video und Foto nicht ungewöhnlich ist, sind eigene, hochwertige Audio-Aufnahmen heute etwas Besonderes. Früher gab es "Tonjäger", die sogenannte Hörbilder aufgenommen hatten. Mitte der 2000er-Jahre hat die Audio-Aufnahme durch die Möglichkeit des Podcasting für ein paar Jahre lang wieder etwas breitere Aufmerksamkeit bekommen.
Die Anschaffung der Geräte für Eigenaufnahmen aller Art ist heute wegen der geringen Kosten kein Hindernis mehr für die Beschäftigung damit. Es geht daher in erster Linie um die Vermittlung des Umgangs damit, der Technik der Aufnahme, weshalb dieses Gebiet einen wesentlichen Bestandteil des Inhalts des "praktiker" ausmacht. Dabei geht es sowohl um die Aufnahme als solche, als auch um die Aufbereitung der Aufnahme zur Präsentation. Also um die Nachbearbeitung, die als zweiter Schritt des Schaffens einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis hat.
Noch nie so oft wie in den letzten Jahren wird das Wort "Kreativität" gebraucht. Schade ist, dass sich diese Kreativität in der Hauptsache auf die Produktion von Quantität statt Qualität bezieht. Und mitunter schon die Anwendung eines Verfremdungsfilters bei der Wiedergabe fremder Audio- oder Video-Schöpfungen bereits als "kreativ" bezeichnet wird. Hohe Qualitätsmaßstäbe sollten nicht nur bei der Wiedergabe fremder Werke angelegt werden, sondern auch beim Schaffen eigener Werke.
Diese Entwicklung ist im Grunde nicht überraschend, was hier am Beispiel der Entwicklung der Aufnahme von Foto und Video erläutert werden soll. Das "Problem" ist die billige, einfache Verfügbarkeit, leichte Handhabung. Also alles das, was uns eigentlich eher dazu anspornen sollte Besseres hervorzubringen:
Standbild/Fotografie. Vor mehr als hundert Jahren wurden Fotos auf Glasplatten aufgenommen, auf die zumeist die lichtempfindliche Schicht selbst aufgetragen wurde. Nun ging man mit seiner Kamera und einigen Foto-Glasplatten auf Fotoaufnahmen. Wegen der geringen Lichtempfindlichkeit des Aufnahmematerials und der relativ lichtschwachen Objektive wurden Aufnahmen in der Regel mit Stativ gemacht. Für jede Aufnahme musste umständlich eine neue Foto-Glasplatte eingelegt werden. Naturgemäß hatte man sich sehr genau überlegt, was man von welcher Position aus fotografiert und in welchem Augenblick man den Auslöser drückt.
Laufbild/Video. Für das Laufbild gab es bis Ende der 1980er-Jahre den Schmalfilm. Jede Schmalfilm-Kassette reichte für etwa 3:20 Minuten und war nicht gerade billig. Noch früher war Filmen für Private nahezu unerschwinglich. Das Schneiden der Aufnahmen - mit Messer und Klebepresse - war sehr aufwendig. Also hatte man sich typischerweise sehr gut überlegt was man filmt, wann und wie lang man den Auslöser drückt. Und man hat sich bemüht, möglichst "auf Schnitt" zu filmen, also möglichst bereits so, dass nachträglich nicht zu viel herumgeschnitten werden muss.
Heute ist das alles nicht nur billiger, einfacher in der Handhabung und schneller verfügbar, sondern es ist auch eine technische Qualität erreichbar, die früher - und immer jeweils zuvor - undenkbar gewesen ist. Es wird also freilich auch weiterhin laufend einfacher, billiger und besser. Es ist keine große Sache, ein paar hundert Fotos zu machen oder eine halbe Stunde Video zu filmen.
Bei den Beispielen für Foto und Video geht es also in allererster Linie darum, eine gewisse Enthaltsamkeit zu üben, diszipliniert und überlegt vorzugehen. Also trotz des billigen Aufnahmematerials besonders sparsam damit umzugehen. Damit beginnt man automatisch mehr zu überlegen. Tatsächlich ist nämlich eine große Masse wenig attraktiver Ergebnisse ziemlich sinnlos, weil man sich das kaum anschauen wird. Einen vergleichsweise kurzen Film oder einige wenige Bilder, die gut gefallen, wird man öfter anschauen. Man freut sich dann über die eigene Leistung und hat daher tatsächlich etwas davon. Machen Sie also beispielsweise beim nächsten Anlass nicht fünfzig Fotos, sondern nur fünf und filmen Sie nicht eine halbe Stunde, sondern nur drei Minuten. Und wenden Sie genauso viel Zeit auf wie für fünfzig Fotos oder eine halbe Stunde Video.
Wer einmal gelernt hatte, Motive überlegt auszuwählen, der wird sogar mit einem Smartphone ohne besondere Anstrengung gute Motive finden. Ein von einem guten Koch zubereitetes Schnellgericht schmeckt auch immer gut.
Für die schöpferische Beschäftigung gibt es also in allen Genres Voraussetzungen, die nie besser waren. Beispielsweise mit einem Camcorder oder Kamera der mittleren Preisklasse kann man praktisch TV-Sendequalität erreichen. Full-HD ist schon Standard und Ultra-HD ist zumindest nicht unerschwinglich.
Gerade die so leicht zugängliche und leicht nutzbare Technik bei der Aufnahme sollte dazu anregen, für den Inhalt zusätzlich jene Energie aufzuwenden, die vorige Generationen allein dazu benötigt hatten um die Geräte samt Zubehör herumzuschleppen und für die Aufnahme vorzubereiten.
Durch das wohl sehr vielfältige und auch relativ preisgünstige Angebot an Geräten der Elektronik - insbesonders Unterhaltungselektronik -, ist der Selbstbau von Geräten heute nicht mehr sinnvoll. Es gibt davon seltene Ausnahmen. Beispielsweise HighEnd-HiFi-Geräte sind relativ teuer. Da wird es von "praktiker" als naheliegend angesehen, dass ein solches Gerät dann selbst gebaut wird.
Beispielsweise für den HighEnd-HiFi-Enthusiasten gibt es daher die Bauanleitung für einen HighEnd-HiFi-Röhrenverstärker (ITM BicepTube) und eine Phono-Vorstufe (ITM GroovTube). Gleichwertiges kostet fertig ein Vielfaches.
Der Selbstbau von elektronischen Geräten und Baugruppen allein aus Freude am Löten wird eher weniger verfolgt. Es sollen bestimmte Ergebnisse erzielt werden und dazu gehört eine auch wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Der ganz schlichte Grund - worauf hier auch an anderer Stelle eingegangen wird -, der für industriell gefertigte Geräte spricht ist die Schwierigkeit in der Einzelfertigung ein ansprechendes Gehäuse herzustellen.
Die neueren Gerätetypen können sowieso nur noch aus bereits kompletten Baugruppen zusammengestellt werden wie dies übrigens auch die meisten kleineren Hersteller machen, die in der Hauptsache das Gehäuse selbst entwerfen. Durch die Digitaltechnik sind komplette Funktionsgruppen in einigen Chips verpackt oder es gibt Module, beispielsweise mit Laufwerk. Beides lässt sich nicht selbst bauen. Das Zusammenbauen von ein paar Teilen ist allerdings keine reizvolle Aufgabe, weil keine besondere Herausforderung und auch wirtschaftlich kaum interessant.
Im Gegensatz zum kompletten Selbstbau von Geräten erfreut sich sogenanntes "Modding" zunehmender Beliebtheit. Im Grunde ist das die Fortsetzung der Entwicklung, an deren Anfang die fliegend aufgebaute Schaltung mit einzelnen Bauteilen steht, der sogenannte "diskrete" Aufbau also mit Halbleitern, Widerständen, Kondensatoren etc. Der nächste Schritt waren die Integrierten Schaltkreise (IC), bei denen also eine häufig gebrauchte Schaltung bereits komplett fertig in einem Bauteil verfügbar wurde. So beispielsweise ein IC, der einen kompletten Stereo-Audio-Verstärker beinhaltet. Wenn man nicht mehr als diesen braucht, dann müssen an die Beinchen eines solchen Verstärker-ICs nur noch eine Audio-Quelle, Lautstärkeregler, Lautsprecher und Stromversorgung angeschlossen werden.
Mit der Einführung von ICs für Standardschaltungen schien vorerst die "wirkliche" Elektronik - also der Selbstbau von Geräten - am Ende und für den Kenner nicht mehr interessant zu sein. Letztlich war das freilich nicht so, weil man konnte sich nun in der Hauptsache weiteren Funktionen widmen, die rund um einen solchen Standard-IC mit seiner Standard-Schaltung entwickelt und gebaut werden. Sozusagen das Gröbste war bereits fixfertig, aber nun konnte man sich den Feinheiten zuwenden. Damit war also auch das vorerst "langweilig" erschienene Einsetzen von ICs in eine Schaltung durchaus attraktiv geworden. Vorher hatte man - um beim Beispiel des Verstärker-ICs zu bleiben - einen Teil der Arbeit für die immer gleiche Schaltung eines Operationsverstärkers aufgewendet.
"Modding" ist nun ein weiterer Schritt. Dabei werden Fertiggeräte umgebaut um damit mehr Funktionen oder individuell angepassten Umgang damit zu ermöglichen. Modding kann sowohl eine Änderung an der Hardware eines Geräts sein, es kann aber genauso gut eine Änderung der Firmware - also der Software mit der die Abläufe und Funktionen im Gerät festgelegt sind - sein. Dafür können auch Teile von einem anderen Fertiggerät genommen werden, wie dies bei Hardware-Modding auch meist der Fall ist. Der Grund dafür liegt darin, dass in relativ billiger Hardware mitunter Teile enthalten sind, die separat entweder nicht oder nur sehr teuer erhältlich sind.
So kann man beispielsweise eine typischerweise sehr hochwertige optische Linse, die in einem DVD-Laufwerk eingesetzt ist als Macro-Vorsatzlinse für ein Smartphone verwenden. Oder man spielt gehackte Firmware auf seine Fotokamera wodurch über deren Einstellmenü zusätzliche Funktionen zugänglich werden.
Modding ist also sozusagen wie die Verfeinerung eines Fertiggerichts mit Gewürzen. So wie man früher einen Plattenspieler so umbauen konnte, dass er auch als Tonbandgerät verwendet werden konnte - dafür wurde der Motor des Plattenspielers für die neue Einsatzmöglichkeit genutzt - kann man also heute mit einer einfachen Modifikation aus einem Smartphone eine nicht so schlechte Kamera zum Fotografieren von kleinsten Objekten machen.
In den ersten drei, vier Jahrzehnten des "praktiker" war der Selbstbau von Geräten oft der einzige Weg, wenn Produkte entweder noch nicht erhältlich oder noch unerschwinglich teuer waren. Dann wurde und wird vom "praktiker"-Labor eine Lösung für den Selbstbau entwickelt. Heute gibt es dieses Problem kaum mehr, aber früher wurde mit Bauanleitungen Vieles im Selbstbau zugänglich gemacht. So beispielsweise Radioapparate in verschiedensten Ausführungen, HiFi-Verstärker, Foto-Blitzgerät, Foto-Belichtungsmesser, Tonbandgerät, Videokamera etc. Dies alles zu Zeiten, als beispielsweise ein Foto-Belichtungsmesser ein Monatsgehalt gekostet hatte oder ein besseres Tonbandgerät halb so viel wie ein kleineres Auto.
Heute ist der komplette Selbstbau von Geräten immer noch besonders attraktiv beispielsweise von Röhrenverstärkern in der HighEnd-HiFi-Klasse. Deshalb gibt es von "praktiker" das weiterhin aktuelle Projekt "ITM BicepTube & Co.". Fertiggeräte in vergleichbarer Qualität kosten das Vierfache - oder noch mehr. Oder das Microcontroller-Projekt "ITM µ-Butler" zur Lösung praktisch aller Steueraufgaben, als zum Erscheinungszeitpunkt Derartiges einfach nicht verfügbar gewesen ist.
Das Ziel des "praktiker" resp. seiner Leser war es immer, aktuelle Technologien zu verstehen und zum eigenen Vorteil nutzen zu können. Die Frage ist also: Was wäre interessant und was sollte es alles bieten?
Wenn es das fertig gibt ist es perfekt, wenn es das nicht ganz optimal fertig gibt kann man das modifizieren und wenn es etwas überhaupt (noch) nicht - oder für den privaten Gebrauch unverhältnismäßig teuer - gibt, dann wird es komplett selbst gebaut.
Wenn niemand anderer die Initative ergreift, dem man das dann abkaufen kann, ergreift man selbst die Initiative. So einfach ist das. "praktiker"-Leser können das. Mit den gegebenen Anleitungen schaffen das auch "Jung-Praktiker".
Diese Linie der Selbständigkeit des Lesers und damit Unabhängigkeit gegenüber der Industrie wird also unverändert beibehalten, aber der Anlass für den kompletten Selbstbau eines Geräts ist heute nur noch selten gegeben.
"Produkte und Lösungen im Sinne des Anwenders" klingt banal, ist aber durchaus nicht so selbstverständlich, wie es wohl sein müsste. Dazu sollte man daran denken, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass es beispielsweise fertig gebaute Fernsehgeräte zu kaufen gibt, die also von einer Industrie hergestellt werden. Ursprünglich war das nicht so. Und es ist durchaus nicht so, dass man froh zu sein hat mit dem, was einem angeboten wird und gefälligst damit zurecht kommen solle. Vielfach wird das aber inzwischen so gesehen.
In den Anfangszeiten der Elektronik - das war vorerst der Radio - war es der Normalfall, dass man sich ein Gerät selbst gebaut hat. Die ersten Radiosendungen wurden in allererster Linie über selbst gebaute Radioapparate gehört. Als die ersten Fernsehsendungen über den Äther gingen, wurden diese in allererster Linie mit selbst gebauten Fernsehapparaten gesehen. Auch die ersten Magnetophone - Tonbandgeräte - wurden für den Privatgebrauch häufig selbst gebaut, weil die fertig gebaut angebotenen für die Meisten unerschwinglich waren.
Vorerst hatten dann kleinere Werkstätten damit begonnen, Radioapparate und Fernsehgeräte für jene zu bauen, die dies nicht selbst konnten oder nicht wollten. Sie hatten die Geräte so gebaut, wie sie ihre Auftraggeber haben wollten. Später erst hatte sich daraus eine rasch wachsende industrielle Fertigung entwickelt. Die Anwender hatten diese Geräte gerne gekauft, wenn diese ihren Vorstellungen entsprochen hatten. Wenn sie also so gebaut waren, wie sie diese selbst gebaut hätten wenn sie dies könnten resp. wollten. Anders hätten die Hersteller nie erfolgreich sein können. Wenn die Geräte dem nicht entsprochen hätten, hätten die Anwender diese lieber weiterhin selbst gebaut resp. Freunde darum gebeten.
So hatten aber die Geräte von der Industrie den Vorteil, dass sie oft kaum teurer als im Selbstbau waren und zudem ein schönes Gehäuse hatten. Das Gehäuse war - und ist - bei Selbstbaugeräten immer ein Schwachpunkt. Schließlich hatte man einen Radioapparat dann im Wohnzimmer stehen. Es gab also viele Argumente, die für den Kauf eines Fertiggeräts gesprochen hatten.
Eine Nötigung zum Selbstbau gab es dann noch als Besonderheit in Österreich nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Für einige Jahre lang hatten die Besatzungsmächte den freien Verkauf fertiger Radioapparate in Österreich - wie übrigens auch in Deutschland - verboten. Für einige Jahre lang gab es also ab 1945 keine Alternative zum Selbstbau. Wer Radio hören wollte musste sich den Radioapparat dazu selbst bauen. Und dafür musste man sich mit dieser Technik auseinandersetzen. Durch das dann vorhandene Wissen und Können war der Selbstbau von Geräten dann noch bis in die 1960er-Jahre hinein eine ernsthafte Konkurrenz für die Industrie: Wenn sie nicht das macht, was die Anwender wollen, hätten sich zumindest viele ihrer potentiellen Kunden weiterhin selbst das gebaut was sie wollten.
Die einzige Existenzberechtigung, die ein Hersteller von Geräten haben kann ist jene, dass er Geräte so baut, wie es sich der Anwender wünscht. Dazu gehört es nicht, dem Anwender zeitraubende Prozeduren oder Umständlichkeiten zuzumuten. Ein solches Gerät würde sich kein normaler Mensch selbst so bauen. Für eine schon pervertierte Form des Kopierschutzes für Audio-Inhalte wurde dies eine Zeit lang "gepflegt". Was kopiert werden darf und was nicht, ist gesetzlich geregelt. Mit einem Messer darf man auch nicht den Nachbarn abstechen. Einige Hersteller hatten den Anwender mit solcher Bevormundung sekkiert. Die meisten davon hatten das inzwischen aufgegeben, wenngleich es immer wieder solche Versuche gibt.
Nur gemeinsam mit weltweit vielen anderen Meinungsmachern - zu denen versierte Anwender und daher auch "praktiker"-Leser gehören - kann solcher Unfug zumindest abgeschwächt werden. Während nicht wenige der einschlägigen Fachmagazine ihren Lesern diese Zumutung - vor allem bei Audio - mit sonderbaren Argumenten - beispielsweise Pauschal-Kriminalisierung aller Kritiker - als notwendige Tatsache darstellen, hatte u.a. "praktiker" dies immer angeprangert und solche Produkte zumindest ignoriert.
Ein vor mehreren Jahren erst wieder gegebenes Beispiel waren die Video-Datenträger Blu-ray-Disc und HD-DVD. Die Industrie kämpfte in zwei Lagern, welches System sich durchsetzt. Vorläufige Konsequenz daraus war, dass etliche Filmtitel nur in einem der beiden Formate erhältlich waren. Ein Wiedergabegerät im Sinne des Anwenders während dieses Streits war also nur eines, das beide Formate abspielen konnte. Egal, welche Geschichten als Begründung für das eine oder andere System erzählt wurden, welches System sich weshalb letztlich durchsetzen sollte: Es hatte vorläufig einzelne Titel nur in einem der beiden Formate gegeben. Der Wunsch des Konsumenten ist es nicht, sich einem Lager der Industrie anzuschließen, sondern sich einen bestimmten Film damit anschauen zu können. Dieses konkrete Problem hatte sich bekanntlich dann zugunsten Blu-ray-Disc gelöst.
Genauso wie wir von den Herstellern erwarten, dass deren Produkte den Wünschen des Anwenders möglichst optimal entsprechen - oder zumindest nicht mutwillig gegenläufig sind -, bemühen wir uns auch, die Erwartung einer guten Empfehlung und Beratung zu erfüllen, die also im Sinne des Lesers ist.
Lassen Sie sich also nicht von einer Modeströmung mitreißen, sondern denken Sie immer daran, ob Sie ein Gerät wie dieses angeboten wird, selbst so gebaut hätten. Dann werden Sie vielleicht Vieles vom Inhalt des "praktiker" besser verstehen, das sich vielleicht etwas ungewohnt "anhört".
Heute kann man es sich freilich nicht mehr vorstellen auf die Idee zu kommen, sich ein Fernsehgerät selbst zu bauen. Wegen der Digitaltechnik ist dies inzwischen auch kaum mehr möglich. Die Industrie hat sich dadurch in eine Position der Unentbehrlichkeit gebracht. Die Alternative Selbstbau ist also tatsächlich kaum mehr realisierbar und wo doch, dann zumindest höchst unwirtschaftlich, da die Bauteile - sofern überhaupt erhältlich - bedeutend teurer als Fertiggeräte sind. Die einzige Chance besteht inzwischen nur darin, gewisse Produkte nicht zu kaufen. Und zu hoffen, dass sich nicht alle Hersteller absprechen und es keine Wahlmöglichkeit mehr gibt. Das dürfte aber ziemlich unmöglich sein.
Regelmäßig sieht die Situation - vielleicht etwas überspitzt dargestellt, aber im Prinzip sehr wohl - so aus: Ein neuer Hersteller betritt die Bühne und will freilich die Anwender als Kunden für sich gewinnen. In dieser Phase sind die Anwender seine einzigen potentiellen Freunde. Alle Konkurrenten werden sich bemühen, den Neuen nicht hochkommen zu lassen. Da fällt es dem Neuen also auch leichter, sich nicht in irgendwelche "Spielregeln" einzufügen. Er wird also ganz besonders genau darauf schauen, was die Anwender wollen, das so von der Konkurrenz nicht erfüllt wird. Und das wird er in Produkten auf den Markt bringen. Jene unter den Etablierten, die ihren Kunden Überteuertes oder unnötig beschränkten Funktionsumfang zugemutet hatten, werden sich nun "bessern" müssen, um nicht zu viele Kunden an den Neuen zu verlieren. Irgendwann wird der Neue auch etabliert sein und möglicherweise die Interessen seiner Kunden zugunsten irgendwelcher anderer Interessen aus den Augen verlieren. Dann kommt wieder ein Neuer, der die zu diesem Zeitpunkt zu sehr Saturierten wieder an ihre eigentliche Aufgabe erinnert etc.
Ein in einem bestimmten Bereich neuer Hersteller spielt immer die Rolle des Rebellen, welcher die Etablierten aufrüttelt. Weil er genauso wie sonst ein Rebell die Macht - in diesem Fall einen guten Marktanteil - an sich reißen will. Dieser Umstand und mitdenkende Konsumenten sorgen für preiswerte, interessante Produkte. Wenngleich es zeitweise Phasen mit für den Anwender unerfreulichen Entwicklungen in einzelnen Produktgruppen gibt.
Zu für den Anwender unerfreulichen Entwicklungen kommt es freilich nur in jenen Produktgruppen, wo es Interessensgruppen - womöglich innerhalb der Firmengruppe des Herstellers - gibt, die Interessen verfolgen, die zu denen des Anwenders gegenläufig sind. Beispielsweise - früher - der Hersteller von CD-Playern, der auch einen Musiklabel hat und daher in seinen CD-Playern Einschränkungen einbaut, sodass selbst bespielte CDs nicht gespielt werden können. Das Gerät kann dann nicht alles, was es können müsste - und ohne den zusätzlichen Aufwand für die Restriktionen - auch könnte. Auf sowas ist kein normaler Mensch was neugierig.
Wenn also ein Hersteller die "Charakterstärke" aufbringt, ausschließlich die Interessen seiner Kunden zu verfolgen, wozu auch ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis gehört - und dies nicht nur anfänglich tut um deren Aufmerksamkeit zu erlangen - dann würde er durch Konkurrenten kaum schlagbar sein. Leider ist das kaum der Fall.
Und hier ist der Vergleich mit dem Rebellen in der Politik ebenfalls passend: Egal welche - gemäßigte - politische Idee, so nützt sie letztlich doch nur dazu eine andere Gruppe von Leuten an die Macht zu bringen, die sich dann nach einiger Zeit genauso aufführen wie ihre Vorgänger. In der Politik werden die selben Maßnahmen mit neuen Geschichten erklärt. Es dauert dann ziemlich lang, bis die breite Masse den Trick durchschaut (um kurz darauf auf den nächsten hereinzufallen). Genauso erkennt der Durchschnittsanwender den "ideologischen" Schwenk eines - wegen seiner Leistungen in der Vergangenheit - renommierten Herstellers erst nach langer Zeit.
Eine ähnliche Entwicklung wie bei den frühen Geräten der Unterhaltungselektronik hatte erst vor nicht allzu langer Zeit wieder mit dem Erscheinen des Computers begonnen. Nur relativ kurze Zeit allerdings wurde Computer-Hardware auf Bauteile-Ebene im Selbstbau hergestellt. Beim Computer hatte sich eine zu Radio und Fernsehen parallele Entwicklung in der Hauptsache bei der Software gezeigt. Anfangs war es die Regel, dass jemand, der sich einen Computer zulegt, diesen auch selbst programmieren kann. Genauso wie jemand der vor vielen Jahrzehnten einen Radioapparat hatte, diesen oft selbst gebaut hatte oder zumindest selbst reparieren konnte. Erst relativ spät hatte sich dann ein industrieller Software-Markt entwickelt. Von dieser Software-Industrie werden Lösungen, die häufig gebraucht werden angeboten. Leute, die heute einen Computer haben, haben typischerweise eine eher nur sehr grobe Idee davon, was sich in Ihrem Computer eigentlich abspielt.
Und genauso, wie heute kaum jemand auf die Idee kommen würde sich ein Fernsehgerät selbst zu bauen, kommt heute kaum jemand auf die Idee, sich für den Eigenbedarf ein Programm zur Textverarbeitung zu schreiben.
Die Aufgabe einer Zeitung ist es sinngemäß nicht, den Leser mit allen verfügbaren Informationen zu quälen. "praktiker" kennt seine Leser und deren Wünsche sehr genau und ist immer bemüht, eine sowohl faire als auch interessante Auswahl der Themen zu treffen.
Fachmedien sind mitunter mehr oder weniger "firmenübergreifende Werbebroschüren". Wenn sie sich an das Publikum wenden sind diese oft sogenannte "Event-Medien", die für ein bestimmtes - eng definiertes - Thema geschaffen werden und sofort wieder verschwinden, sobald sie nicht mehr von der Industrie für die Bewerbung gebraucht werden (beispielsweise: Handy, Internet, portable Geräte). Das kann sein, weil ein Thema so populär wird, dass es von den Breitenmedien ausgiebig behandelt wird und daher nicht mehr länger ein Thema ausschließlich für Spezialmagazine ist. Oder, dass etwas einfach unmodern wird.
Wer bei manchen Medien dieses Typs inseriert, darf sich auch die Themen aussuchen und mitunter die Berichte selbst schreiben. Aus der Politik mancher Länder ist Derartiges bekannt. Schleichwerbung für Industrieprodukte hingegen fällt dem weniger aufmerksamen Leser offenbar nur selten auf. Es gibt freilich einige Ausnahmen unter den Fachzeitungen, die auch sehr ehrlich arbeiten; typisch ist es aber nicht.
Für viel Geld finden daher längst wirkliche Informationsblätter großen Zuspruch, die mit bescheidener Aufmachung und kleinem Seitenumfang ehrlich informieren. So kostet beispielsweise ein Jahresabo eines 10-mal jährlich erscheinenden Newsletters über mobile Kommunikation 300 US-Dollar. Das wird auch problemlos gezahlt von jenen, die sich nicht mit Lifestyle-Blabla abspeisen lassen wollen. Was aber schon ein großer Luxus ist, den sich daher nur professionelle Anwender leisten wollen.
Dadurch, dass "praktiker" bereits seit mehr als einem dreiviertel Jahrhundert "lebt" und in dieser Zeit eine historisch gewachsene, stark verbundene Lesergemeinde gewonnen hat, ist diese inhaltliche Qualität und ausschließliche Berücksichtigung der Interessen des Lesers auch zu einem vergleichsweise kleinen Magazinpreis möglich. Das Erscheinungsbild ist aber auch entsprechend wenig spektakulär. Es gibt keine Aufgeregtheit um Belanglosigkeiten und keine bunten Zierleisten.
Wie überall, gilt auch für eine Zeitschrift "Wer zahlt bestimmt". In diesem Fall die Themenauswahl und wann diese behandelt werden. Wenn die Wünsche der Industrie - vor allem jener Hersteller, die lange an Technologien herumbrodeln, bis sie umgesetzt werden - berücksichtigt würden, dann sollte erst dann über eine neue Technologie berichtet werden, sobald die Produkte dazu in großen Mengen verfügbar sind.
"praktiker" zählt zu den wenigen Medien, deren Existenz von Industriewerbung nicht abhängig ist. Daher bestimmt der Leser Themenauswahl und Zeitpunkt.
[!> Als Grund-Richtlinie für den kompletten Inhalt des "praktiker" gilt, dass sich dieser an einen fiktiven besten Freund richtet, als der der Leser von jedem Autor, von jedem, der einen Testbericht verfasst zu betrachten ist. Folglich gibt es Sympathien gegenüber einem Hersteller beispielsweise nicht. So wie man seinem besten Freund auch keinen Schmäh erzählt um einem Dritten einen Vorteil zu verschaffen. Jedenfalls dann nicht, wenn man diesen als Freund behalten will.
Letztlich wird daher von weiten Teilen der Industrie dem "praktiker" - und damit seinem Leser - große Aufmerksamkeit geschenkt und Hochachtung entgegengebracht. Führende Persönlichkeiten in der Industrie vertrauen genauso als Leser dem Urteil der "praktiker"-Redaktion, wie es zehntausende private und professionelle Anwender - sowie auch Fachhändler - tun.
Auch Jene in der Industrie, die sich für ihre beruflichen Ziele über "freundliche" Berichterstattung freuen würden, wollen dies aber dann nicht, wenn es um Wissen und Berichterstattung für Ihre persönlichen Zwecke geht.
Im "praktiker" findet der Leser keine endlosen Testberichte von zumeist kaum voneinander unterscheidbaren Produkten, sondern vielmehr jenes Wissen, das für die optimierte Nutzung der von der Industrie angebotenen Produkte und deren kombinierte Verwendung hilfreich ist. Im "praktiker" liegt das Schwergewicht auf Ausreizen aller Möglichkeiten der von der Industrie gebotenen Produkte um solcherart mehr Nutzen (Mehrwert) daraus zu ziehen.
Also beispielsweise: Wie verbinde ich die HiFi-Anlage mit dem Videosystem zum Heimkino, wie kombiniere ich GSM-Handy und Palmtop-PC zu einem Westentaschen-Büro zu einer Zeit als Beides noch nicht in einem Smartphone verschmolzen war, wie installiere ich daheim eine Telefonanlage oder ein in allen Räumen verfügbares AV-Netzwerk, wie konfiguriere ich diese optimal, wie erstelle ich mir selbst Kartenmaterial für noch "weiße Gebiete" für mein Navigationssystem, auf welche Kriterien sollte bei der Auswahl der Geräte (Komponenten) geachtet werden, welche Kriterien sind für mich wichtig, welche weniger wichtig (unter welchen Voraussetzungen, Wünschen, Anforderungen) etc.
Beispiele: Bereits Anfang der 1960er-Jahre gab es im "praktiker" eine Anleitung dazu, wie man den Ton des Fernsehgeräts über die "Stereo-Anlage" abspielt. Das Heimkino hat für unsere Leser schon damals begonnen. Und einfache Telefonanlagen wurden bereits Mitte der 1950er-Jahre von unseren Lesern realisiert. Im Selbstbau. Damals waren Telefonanlagen eine Sache für Banken, Versicherungen und Behörden, aber keinesfalls für mittlere Betriebe oder gar Private. Und die Funkübertragung des Signals vom Plattenspieler zum Radio über Mittelwelle (wenngleich verboten): Dafür gab es bereits Anfang der 1950er-Jahre im "praktiker" eine Bauanleitung.
Wohl etwa die Hälfte der Leser, welche die solcherart realisierte drahtlose Übertragung von Audiosignalen in der Wohnung realisiert hatten, hatten es nicht mehr erlebt, als es Derartiges erst mehr als 40 Jahre später als Fertiggeräte zu kaufen gab.
Es passiert immer wieder, dass der Konsument durch ständiges Wiederholen eines Schmähs ein falsches Bild vermittelt bekommt. Das funktioniert vor allem dann sehr gut, wenn weite Teile der Industrie die Technologie für eine bestimmte Produktgruppe nicht wirklich beherrschen und daher ein plakatives Merkmal suchen, das dem Konsumenten gegenüber als Qualitätsmaßstab dienen soll. Und dieses dann gemeinsam - und solcherart besonders wirksam - "trommeln". "praktiker" sieht es - wie wohl jede seriöse Zeitung - dann als Aufgabe, seine Leser auf diesen Unfug hinzuweisen.
Megapixel-Wahn bei Fotokameras und Watt bei Audioverstärkern. Ein Beispiel dafür aus der jüngeren Vergangenheit war eine Zeit lang die Konzentration auf die Pixel-Anzahl des Bildsensors auch bei den hochwertigen Digitalkameras; inzwischen beschränkt sich das primär auf Kamerahandys und Kompaktkameras, welche mitunter mit ihren winzigen Bildsensoren mehr "Megapixel" aufweisen als eine sündteure Profi-Spiegelreflexkamera mit vergleichsweise riesigem Bildsensor. Bei den kleinen Kameras mit kleinem Sensor erwirtschaftet man sich mit größerer Bildgröße mehr Bildrauschen, also Störungen im Bild und eine Einschränkung auf die kleinste ISO-Empfindlichkeit wenn die Ergebnisse akzeptabel sein sollen. Das ist also durchwegs ohne Sachverstand. Nur wenn die Qualität des Sensors und der nachgeschalteten Bildverarbeitung "stimmen" und auch die Pixelanzahl nicht zu kleine Einzelsensoren ergibt ist eine höhere Pixelanzahl sinnvoll und bringt dann - wiederum entsprechend leistungsstarke Objektive vorausgesetzt - eine bessere Qualität. Früher gab es dasselbe - noch nicht ganz verschwundene - Spiel mit der Watt-Zahl bei HiFi-Geräten mit der Kurzformel: Je mehr Watt, desto besser.
Während später - allerdings erst nach etwa 15 Jahren - das Problem mit hoher Auflösung bei kleineren Bildsensoren bereits recht gut gelöst war, ist und bleibt die Konzentration auf die Ausgangsleistung eines Audio-Verstärkers weiterhin ein nachrangiges Kriterium.
Leser des "praktiker" haben dadurch, dass sie sich mit den Themen tiefgreifend beschäftigen, einen großen Einfluss auf die Meinung Ihrer Verwandten, Freunde und Berufskollegen, die diesbezüglich - weil daran weniger interessiert - weniger versiert sind.
Sie haben damit einen Einfluss auf eine Art "natürlichen Prozess", der die Richtung bestimmt, den die "Evolution" der Produktentwicklung einschlägt. Das ist der langzeitige Nebeneffekt.
Der unmittelbare Effekt ist, dass man sich von vornherein für jenes bessere Produkt entscheidet - bzw. weniger Versierten eine solche Empfehlung gibt -, das letztlich auch den besten Gegenwert bietet.
In der Natur funktioniert die Evolution so, dass jene Merkmale gefördert werden, die das Überleben sichern und andere benachteiligt sind, sich durchzusetzen. In der Natur - abgesehen von durch Menschen beherrschte Lebewesen, um genau zu sein - ist das das, was man gemeinhin unter positiven Eigenschaften - im Sinne von Stärke, Leistungsvermögen - versteht. In der Wirtschaft funktioniert dieses System insofern nicht so fehlerfrei, als die Macht in Wirklichkeit bei jener breiten Masse der Konsumenten liegt, die sich mit den näheren Hintergründen der Produkte nicht auskennen und daher auf Empfehlungen angewiesen ist. Diese kommen nicht immer von fachlich versierten Freunden oder Fachhändlern. Da wird mitunter auch nach Schmäh-Kriterien oder Schein entschieden.
Irgendwann würde sich also jener Hersteller, der jetzt teure Objektive und ausgefeilte Elektronik in seine Kameras verbaut, denken, dass ihm dies keine Vorteile bringt und daher nur Kosten verursacht. Irgendwann wird dann also auch er seine Kameras mit billigem Objektiv und weniger ausgefeilter Elektronik ausstatten, aber sich vielleicht mehr darauf konzentrieren, einen Bildsensor mit noch mehr Pixel als die anderen einzubauen. Oder irgendein Merkmal, auf das die potentiellen Kunden gerade besonders fixiert sind.
Das Ergebnis davon wäre dann also ein Angebot von Kameras, die in erster Linie eine Menge Bilddaten mit unscharfen Bildern produzieren. Der Konsument hatte dies dann so wollen, "der Markt hat entschieden".
Eine Aufgabe des "praktiker" - und in weiterer Folge seiner Leser - ist es auch, diese "Produkt-Evolution" in eine positive Richtung zu lenken, indem tatsächlich für den Konsumenten vorteilhafte Produkte durch Tests aus dem Angebot herausgefunden werden und diese in Form von Testresultaten im "praktiker" - bzw. im persönlichen Gespräch durch den versierten Anwender oder Fachhändler - empfohlen werden. Oder eben nicht.
Der Konsument seinerseits fördert diese Entwicklung, indem er sich dem Rat von seriösen Fachleuten - eben der Redaktion des "praktiker" bzw. der Meinung des versierten Freundes oder Fachhändlers - anvertraut. Das Ergebnis davon ist also nicht nur eine gute Kaufentscheidung für sich selbst, sondern auch das Lenken der künftigen Entwicklungen in die richtige Richtung.
[!> Jedes verkaufte Stück eines Produkts bedeutet für den Hersteller nicht nur ein Geschäft. Es bedeutet auch, dass sich der Betreffende dafür entschieden hat und daher damit quasi seine Stimme dafür abgibt, dass es das ist, was er will.
Beispiel: Es gibt dafür ein ganz konkretes, schon einige Jahrzehnte zurückliegendes Beispiel eines damaligen Kameraherstellers: Ein Hersteller produziert eine Kamera mit zu dieser Zeit höchstmöglicher - vor allem: optischer - Qualität. Die hohe Reputation des Kameraherstellers hatte dazu geführt, dass die Kamera hauptsächlich als Renommier-Objekt von Leuten gekauft wurde, die zwar die Leistung der Kamera nicht wirklich bewerten konnten, aber allein durch Hersteller-Marke und Preis beeindruckt waren. Dem Hersteller war es dann offenbar regelrecht zu schade darum, sich für solche Leute richtig anzustrengen, also wurde die zweite Serie einer tatsächlich hervorragenden Kamera eine ziemlich mittelmäßige. - Es kann also durchaus passieren, dass der Industrie die Lust verloren geht, qualitativ höchststehende Produkte zu entwickeln und zu produzieren. Wenn dies sowieso nicht erkannt würde, dann brächte das keinen Vorteil, sondern würde - ganz im Gegenteil - der große Aufwand nur den Gewinn des Herstellers schmälern.
[!> Dies hätte nicht passieren können, wenn die Renommisten sofort nach Erscheinen der mittelmäßigen Serie durch versierte Freunde darauf aufmerksam gemacht worden wären. Dann hätte der betreffende Hersteller schnell trachten müssen, sich wieder anzustrengen.
Für den Durchschnitts-Konsumenten sind also die höchsten Sphären der Qualitätsanstrengungen der Industrie nicht wirklich nachvollziehbar. Er verlässt sich auf Empfehlungen und renommierte Marken. Aber für den versierten, enthusiastischen Anwender - den typischen "praktiker"-Leser - wäre es eine sehr traurige Situation, wenn es dann irgendwann einmal ein Produktangebot gäbe, das ihm einfach keinen Spaß mehr machen könnte.
[!> Die erfolgreichen Anstrengungen von Herstellern sollen also einerseits von "praktiker" erkannt und veröffentlicht werden. Die Schluderei von jenen Herstellern, die sich nicht bemühen sowie jenen, welche die Technologien nicht beherrschen, muss auch gezeigt werden. Der "praktiker"-Leser wiederum durch seinen Einfluss beim 08/15-Anwender kann daher eine für alle Konsumenten positive Evolution bei der Produktentwicklung bewirken.
Ganz abgesehen davon ist es ja nur recht und billig, gerade auch den einschlägig nicht versierten Anwender davor zu bewahren, sich mit der Zweiten Wahl bzw. einem schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis zufrieden zu geben. Denn auch er musste für das ausgegebene Geld selbst eine wertvolle Leistung - nämlich seine Arbeit für das verdiente Geld - erbringen. - Wie es also "praktiker" gegenüber seinen Lesern hält, sollte auch der "praktiker"-Leser als guter Freund einem Laien einen guten Rat geben.
Qualität in der Darstellung - hier in erster Linie Bild- und Ton-Wiedergabe - ist eine subjektive Größe die abhängig ist davon, was jemand als beste Qualität gut in Erinnerung hat. Der optimale Genuss und damit die optimale Nutzung liegt darin, dass die Illusion von der Reproduktion der Wirklichkeit nicht nur glaubwürdig - also natürlich erscheinend - sondern auch naturgetreu wahrgenommen wird. Diese Illusion wird durch allzu tiefe Beschäftigung mit der Materie nicht verbessert, sondern zerstört. Ergo: Maßlosigkeit beim Streben nach Perfektion konterkariert den eigentlichen Sinn. Andererseits: Ohne optimal mögliche Qualität kein wirkliches HiFi.
Wie dies gemeint ist, soll hier näher erläutert werden.
Technik ist einerseits interessant an sich. Andererseits aber in erster Linie ein Mittel zum Zweck. Der Zweck ist es beispielsweise, die Lieblingsmusik in hoher Qualität im Wohnzimmer zu genießen, das Aufwachsen der eigenen Kinder in hoher Qualität - und daher optimaler Natürlichkeit - als Video zu dokumentieren, sich ein Kino in den eigenen Vier Wänden zu errichten etc.
Dabei geht es primär um die Differenzierung von:
Wir glauben, dass das Anstreben bestmöglicher Qualität - im Rahmen der eigenen Möglichkeiten - immer die billigste Lösung ist. Letztlich landet man sowieso dort, hätte aber "am Weg dorthin" viel Unnötiges gekauft. Falls Sie vorerst meinen sollten, mit billiger Qualität auch zufrieden zu sein, werden Sie - wenn Ihnen die jeweilige Materie nicht ganz egal ist - ziemlich bald enttäuscht werden.
Die Beschäftigung mit der Technik an sich sollte immer nur der Weg zum Ziel der optimalen Nutzung sein. Aber nicht Selbstzweck. Dies ist nämlich unbefriedigend und bringt daher alles andere als Freude. Typischerweise werden dabei die Erfolgsphasen immer kürzer und die darauf folgenden Frustrationsphasen immer länger.
Beispiele dafür wären das ständige Austesten der Bildqualität einer Kamera oder der HiFi-Anlage, mit der in erster Linie Test-CDs mit "audiophilem Blubbern" anstatt wirklicher Musik gehört werden. Mit der Kamera werden keine wirklichen Fotos gemacht, sondern nur die Schärfeleistung, Randabschattung etc. begutachtet. Motive werden danach ausgewählt, die technischen Möglichkeiten nach zunehmend strengeren Kriterien testen zu können. Immer.
Es ist typisch für den Enthusiasten, dass er sich mitunter einige Monate lang in ein Thema vertieft und sich darin regelrecht "verbeißt". Anders ist es nicht möglich, tieferes Verständnis zu erlangen. Es ist also ganz normal für den Enthusiasten mit verschiedenen Lösungen zu experimentieren um ein für sich optimales Resultat zu bekommen, um versiert im Umgang damit zu werden. Es hat aber mit positivem Enthusiasmus nicht mehr viel zu tun, wenn man in dieser Phase stecken bleibt. Wenn es allein dabei bleibt ist das regelmäßig frustrierend.
Vorausgesetzt man hat einen ausgeprägten Sinn, Details zu erkennen, lässt sich sagen, dass die Qualität umso höher sein muss, je intensiver man sich mit einer Sache beschäftigt. Umso intensiver man sich mit etwas beschäftigt, desto höher wird die Sensibilität für Details - und damit auch Fehler.
Der Goldene Mittelweg ist, wenn die Beschäftigung gerade so intensiv ist, dass man mit der gegebenen Qualität zufrieden sein kann. Man also Freude am Genuss der eigentlich wichtigen damit transportierten Inhalte hat.
Die gegebene Qualität ist jenes Niveau, das man sich leisten kann, leisten will und was - als oberster Endpunkt - überhaupt zur jeweiligen Zeit technisch machbar ist.
Es ist auch typisch für den "praktiker"-Leser, dass er sich fast immer gerade mit einem Thema besonders intensiv auseinandersetzt. Der Schwerpunkt wird aber verlagert. Einmal ist es die HiFi-Anlage, dann der Umgang mit Video, dann die Beschäftigung mit Telekommunikation oder oder oder. Der typische "praktiker"-Leser bleibt nicht an einem Thema hängen. Einer relativ kurzen Phase der Intensiv-Beschäftigung mit einem bestimmten Thema folgt dann die Phase der eigentlichen Verwendung. Der in alle Richtungen interessierte Enthusiast findet immer wieder ein neues Thema. Die Anlässe, sich mit einem bestimmten Bereich intensiver auseinanderzusetzen sind typischerweise interessante Neuentwicklungen oder Anlässe im eigenen Leben. So beispielsweise das Baby, dessen erste Lebensjahre man auf Video oder Foto dokumentieren will.
Jeder, der sich schon mit der Technik der Unterhaltungselektronik im weiteren Sinn auseinandergesetzt hat weiß: Perfekt ist garnichts und wird es vermutlich nie werden. Wenn Sie sich heute eine HiFi-Anlage kaufen, von deren Qualität Sie heute restlos begeistert sind, werden Sie spätestens zwei Wochen später schon Fehler in der Wiedergabe entdecken, wenn Sie aufmerksam danach suchen. Weitere vier Wochen später werden Sie diese Fehler regelrecht quälen. Sie kaufen dann die nächste Anlage, die wiederum etwas besser ist und das Spiel beginnt von vorne.
Es gibt keine perfekte Darstellung der Natur. Weder bei Audio noch bei Video. Unser Gehirn und unsere Phantasie werden von besserer Qualität in der Darstellung genauer stimuliert um uns diese Illusion zu geben. Beispielsweise jemand der noch nie ein Foto gesehen hatte, kann darauf nichts erkennen. Wir erkennen es, weil wir es gelernt hatten eine fotografische Abbildung zu deuten, was allein ja wohl alles über die Unmöglichkeit von "Natürlichkeit" einer Darstellung auf einer Fotografie aussagt.
[!> HiFi bedeutet sinngemäß hohe Klangtreue. Also Übereinstimmung mit dem originalen Audio-Ereignis. Die perfekte Illusion entsteht im Gehirn. Auch aus einer miesen Audio-Reproduktion. Der Knackpunkt dabei ist, dass das Gehirn umso mehr dazu "dichten" muss, je weniger an Klanginformation vorhanden ist. Je mehr "gedichtet" wird, desto kleiner ist zwangsläufig die Übereinstimmung mit dem Original-Ereignis. Es wird dann nur gutklingend wahrgenommen. Hohe Qualität in der Wahrnehmung bedeutet daher nicht auch bestmöglich natürliche Wahrnehmung. Bestmöglich natürliche Wahrnehmung wird nur durch qualitativ hochwertige - naturtreue - Darstellung möglich.
Zur Illustration: Wenn man die "perfekte Illusion" - also eine Wahrnehmung "wie natürlich" mit 100% annimmt, und davon nur 20% Audio-Information an das Ohr angeliefert werden, muss der Zuhörer 80% ergänzen. Wenn er hingegen 80% Audio-Information von einer hochwertigen Audio-Anlage bekommt, muss er nur 20% ergänzen. Also:
Je weniger an Klanginformation vorhanden ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Wahrnehmung eine Ähnlichkeit mit dem originalen Audio-Ereignis hat. Unabhängig davon, ob man subjektiv mit der gebotenen Qualität zufrieden ist oder nicht.
und:
Auch die Technik - und das gibt es erst seit der digitalen Signalverarbeitung - kann aus wenig Audio-Information eine gefällige Darstellung generieren. Beispielsweise durch Upsampling. Aber egal, wo diese "Dichtung" zustande kommt. Im Gehirn oder durch eine "Signalschönung" im Gerät: Es wird aus wenig Klanginformation eine wohlklingende Darstellung erreicht. Das klingt gut, hat aber mit dem originalen Ereignis genauso wenig zu tun wie wenn die Qualität von der Technik so lückenhaft dargestellt würde, wie sie tatsächlich ist und die schönende "Dichtung" vom Gehirn erledigt wird. Es klingt dann zwar schauderhaft, ist aber im Grunde ehrlicher weil nichts vorgetäuscht wird.
Wir sind freilich geneigt, uns lieber das zu Hörende durch die Technik Schönen zu lassen, bevor wir uns ein ehrliches Gekrächze anhören. Dennoch sollte der Kenner sehr wohl unterscheiden zwischen naturtreuer Wiedergabe, die wohlklingend ist und generiertem Wohlklang aus unvollständigem Quellenmaterial. Das vornehmliche Ziel ist also das Achten auf die Feinheit der Auflösung des Quellenmaterials, weil über die Höhe der Auflösung das Maximum der erzielbaren Übereinstimmung mit dem Original festgelegt ist.
Es wird Ihnen vielleicht selbst schon passiert sein, dass Sie einen Gegenstand unscharf gesehen hatten und dabei - sehr klar und deutlich - einen ähnlich aussehenden, aber ganz anderen Gegenstand erkannt hatten. Das Gehirn hatte in einem solchen Fall zwar zu wenig Informationen, glaubte aber ausreichend viel Informationen zu haben und hatte für Ihre Wahrnehmung einen vermeintlich erkannten Gegenstand "scharf gezeichnet". Der Gegenstand erschien klar und eindeutig in der Wahrnehmung. Es war aber nicht der, der tatsächlich da war.
[!> Der Maßstab dafür, was Sie als "optimale Qualität" bei Audio oder Video bewerten ist lediglich das Beste an Darstellungsqualität, das Sie noch gut in Erinnerung haben. Mehr nicht. Der Knackpunkt dabei ist freilich, dass Sie immer sehr gute Qualität in Erinnerung haben werden.
Diese Feststellung ist leicht nachzuweisen und nachzuprüfen.
Als es die ersten Grammophone gegeben hatte wurde deren Wiedergabequalität bewertet genauso wie auch heute die besten HiFi-Anlagen: Man habe das Gefühl, die Musiker stünden - mit überzeugender Präsenz - im Zimmer. Die selben Feststellungen hatte es gegeben, als die Vinyl-Schallplatte aufkam, dann als Stereo aufkam, dann als die CD kam und nun, da wir mit hochreinen Klängen von hochauflösenden Digital-Audio-Formaten verwöhnt werden. Die jeweils vorige Technologie schaut freilich immer recht traurig gegenüber der neuen aus. Wir glauben natürlich heute genauso, dass nach heutigen Begriffen höchstauflösendes Digital-Audio der Gipfel der Darstellungsmöglichkeit wäre. Aber nur, weil wir noch nichts Besseres kennen.
Diese Tatsache der Relativität von Audio-Qualität können Sie selbst leicht nachprüfen: Hören Sie mindestens zwei Wochen lang Musik nur über Geräte mit sehr simplem Lautsprecher. Also beispielsweise einem alten Radio-Cassetten-Recorder. Sie werden nach diesen zwei Wochen jede billige HiFi-Anlage als grandios einstufen. Sie sollten dabei aber freilich nicht gerade Musikstücke hören, die Sie bis ins Detail kennen und daher sofort merken, wenn ein Detail daraus fehlt, weil Sie sich dieses Detail gemerkt hatten. Beispielsweise ein Anblasgeräusch, das an einer bestimmten Stelle hörbar sein sollte. Solche Details merken Sie sich so lange Ihre Erinnerung auch für andere Erfahrungen andauert. Die Audioqualität merken Sie sich nicht, sofern Sie darauf nicht besonders trainiert sind (und dabei dann auf allgemeine Details achten würden - eben beispielsweise ein Anblasgeräusch, von dem Sie wissen, dass es an einer bestimmten Stelle zu hören sein müsste -, die aber auch nur als solche gemerkt werden können).
Das funktioniert freilich, aber Sie werden mit dieser billigen HiFi-Anlage, von deren Qualität Sie nach zwei Wochen Audio-Qualität-Entwöhnung begeistert sind nicht lange Freude haben. Denn Sie werden zwangsläufig gelegentlich Besseres hören, neben dem Ihnen die billige Anlage dann sehr schnell sehr mies erscheinen wird.
Das erklärt auch, warum manche Menschen - auch trotz guten musikalischen Gehörs - an ihrer schlechten HiFi-Ausstattung nichts auszusetzen haben. Allerdings auch nur so lange sie nichts deutlich Besseres gehört hatten. Diese befinden sich also prinzipiell in der selben Situation wie frühere Generationen, für die es noch nichts Besseres gegeben hatte.
Ein bekanntes Experiment bezieht sich auf die visuelle Wahrnehmung: Wenn jemand eine Brille mit Prismen vor den Augen trägt, sieht er vorerst freilich nahezu nichts, da das Bild erstens stark verzerrt ist und es zweitens von Farbsäumen nur so wimmelt. Nach etwa zwei Wochen ununterbrochenen Tragens dieser Brille wird die Umgebung ganz normal gesehen. Die Wahrnehmung kann also mit jeder Information - egal wie verzerrt - noch etwas anfangen und daraus eine natürlich erscheinende Darstellung gewinnen.
Das Ziel liegt also sehr wohl darin, höchstmögliche Qualität zu bekommen. Denn nur damit kann möglichst "naturgetreue" Wahrnehmung aus einer Reproduktion erzielt werden. Das Ziel liegt aber auch darin, nicht maßlos zu werden. Die nächste Stufe der Qualitätssteigerung - die wiederum nicht perfekt wäre - gibt es einfach noch nicht. Sie quälen sich nur unnötigerweise selbst, wenn Sie sich dieses unerreichbare Ziel setzen. Das originale Erlebnis einer Musikdarbietung wird durch Technik möglicherweise nie ersetzt werden können. Mit besserer Qualität ist eine höhere Wahrscheinlichkeit gegeben, dass unsere Wahrnehmung daraus eine dem originalen Ereignis möglichst nahe kommende Wahrnehmung generieren kann.
Rein objektiv wird die Reproduktion vermutlich auch in Zukunft nie mit dem Original übereinstimmen können, aber unsere Wahrnehmung hat dadurch eine bessere Grundlage.
Es gibt daher durchaus auch die Sichtweise - vor allem unter Musikern mit besonders feinem Gehör für Nuancen -, dass der Unterschied vom Original auch zur besten Reproduktion derart gewaltig ist, dass es auch schon egal ist, ob die Reproduktion - gemessen an den aktuell verfügbaren technischen Möglichkeiten - sehr gut oder sehr schlecht ist.
Unter einer so sehr feinen Wahrnehmung "leiden" allerdings nur wenige Menschen, die deswegen mit einer auch noch so exzellenten Reproduktion keine Freude haben können.
Wählen Sie also das Bestmögliche aus, mit dem Sie daher für lange Zeit Freude haben werden. Und - wenn es Audio ist - hören Sie sich dann lieber die Musik an und nicht die möglichen Fehler in deren Darstellung, die es ganz sicher immer gibt und auch in Zukunft immer geben wird. Beschäftigen Sie sich nicht ausschließlich mit der selben Sache, an der Sie solcherart die Fehler erkennen werden, die Sie dann stören und Ihnen dadurch die Freude verderben.
Lediglich der Hersteller resp. die Entwickler bei Herstellern - wie übrigens auch die Tester des "praktiker" - müssen sich berufsmäßig diesem "Masochismus" hingeben, sodass Sie die nächste Stufe der Entwicklung jeweils immer vorgestellt resp. eine korrekte Bewertung bekommen können. Als enthusiastischer Anwender will man zwar auch selbst sehr tief in die Materie vordringen - dazu gehört es, deren Schwächen kennen zu lernen. Aber man muss sich wohl entscheiden, ob man ständig an der Grenze kratzen will, die nicht zu überschreiten ist - und wenn sie überschritten ist, sich ein neuer Horizont auftut -, oder ob man die Technik für sich dafür einsetzen will, wofür sie eigentlich da sein sollte.
[!> Die Technik zu testen oder die Technik zu nutzen sind zwei grundverschiedene Dinge.
Wenn Sie sich mit HiFi beschäftigen, dann tun Sie das, weil Sie Musik von hoher Natürlichkeit in der Darstellung genießen wollen. Ist es da sinnvoll, sich diese Illusion durch übertriebenen Perfektionismus selbst zu nehmen? Selbstbeherrschung ist hier eher im Sinne der eigentlichen Idee, nämlich durch Technik eine glaubwürdige Reproduktion der Wirklichkeit zu erzielen. Wenngleich diese Erkenntnis - die jeder, der sich länger eingehend damit beschäftigt früher oder später gewinnt - vielleicht etwas desillusionierend sein mag.
Das kann man durchaus mit Essen vergleichen. Man kann sich ausschließlich von Hamburgern mit Fettlaibchen ernähren und es wird einem dabei vielleicht nicht viel abgehen. Man kann aber auch etwas "Anständiges" essen, was sicherlich einen höheren Genuss bringt. Sobald man das "Anständige" kennen gelernt hat, werden die Fettlaibchen nicht mehr akzeptabel erscheinen. Man kann sich mit dem "Anständigen" aber auch voll stopfen. Was wiederum weniger genießerisch ist und man daher gegenüber den Fettlaibchen keinen wirklichen Fortschritt hätte.
In manchen Situationen wird man vielleicht nicht so anspruchsvoll sein, weil es nicht immer sinnvoll oder machbar ist. Gelegentlich wird man vielleicht auch einen Fettlaibchen-Hamburger essen um einen gerade großen Hunger zu stillen. Im Auto oder beim Joggen wird man mit Musik vom guten mp3-Player durchaus seine Freude haben können. In diesen Situationen sind die Umgebungsgeräusche meist so hoch, dass Fehler in der Wiedergabe - sofern es wenigstens gute mp3-Qualität ist - nicht so sehr stören. Bei ruhiger Umgebung und aufmerksamerer Wahrnehmung im Wohnzimmer wird mp3 möglicherweise wenig befriedigend sein.
Sie meinen, es wäre widersprüchlich, wenn einerseits hohe Reproduktionstreue als Ziel angesehen wird und andererseits dann unterwegs mp3 genügen soll? Überhaupt nicht: Das Ziel ist die möglichst originalgetreue Wahrnehmung. Voraussetzung für eine originalgetreue Wahrnehmung ist allerdings, dass Sie das Original oder eine dem Original sehr nahe kommende Reproduktion gut im Gedächtnis haben. Die Wahrnehmung kann nämlich nur aufgrund vorhandener Erfahrungen einen Reiz in ein quasi originales Ereignis umwandeln. Ihr Gehirn erkennt also das Lied xy und interpretiert die rudimentären Informationen so, wie es das aus der Erfahrung kennt.
Stellen Sie sich vor, Sie hören Ihre Bundeshymne in nur sehr schlechter Qualität und der Text dazu ist kaum verständlich. Das ist nicht so schlimm, weil den Text kennen Sie sowieso und es wird Ihnen vielleicht gar nicht so stark auffallen, dass der tatsächlich kaum erkennbar ist. Wenn das Original oder eine dem Original nahe Reproduktion nicht abrufbereit ist, dann wird daraus irgendwas aufgrund der verfügbaren - mehr oder weniger ungenauen - Information "gedichtet". Und dieses Beispiel angewandt auf qualitativ hochwertige und minderwertige Wiedergabe: Bei der minderwertigen Wiedergabe wird gestützt auf Ihre Erfahrung der korrekte Text der Bundeshymne "gehört". Es wird Ihnen aber entgehen, wenn tatsächlich ein Wort darin anders gewesen ist. Das fällt Ihnen nur auf, wenn die Wiedergabe qualitativ hochwertig ist und daher das Gehirn eine vollständige Information erhält, wodurch nicht auf Erfahrungen zurückgegriffen werden muss, die in diesem Beispiel zufällig nicht mit dem originalen Ereignis übereinstimmen. Die höchste Wahrscheinlichkeit für Wahrnehmung wie beim originalen Ereignis ist also immer nur mit höchster Qualität gegeben.
Es geht - wiederum am Beispiel Audio - für den Enthusiasten aber nicht nur um die reine Informations-Übermittlung eines Audio-Ereignisses. Gute Qualität in der Wiedergabe ist freilich auch ein Genuss an sich. Manchmal will man einfach nur Musik nebenbei hören, manchmal will man Musik konzentriert genießen. Weshalb sehr wohl höchstmögliche Qualität das Ziel ist, die ohne - den Genuss verhindernden - Krampf erreichbar sein soll.
"praktiker" will Ihnen die Freude an der Nutzung der Möglichkeiten der Technik durch deren besseres Verstehen vermitteln. Die Weisheit liegt darin, diese tatsächlich zur Freude, zur Unterhaltung, zur Bereicherung einzusetzen.
Es ist feine Lebensart gute Qualität erkennen und genießen zu können, aber nicht durch Maßlosigkeit bei irgendeiner Form von Selbstgeißelung zu landen.
Was "Lifestyle" ist, definieren in Wirklichkeit jene Leute, die von diesem Begriff nicht viel halten. Jene, die "Lifestyle" krampfhaft anstreben - und um diese hat sich schon eine ganze Industrie von sogenannten Lifestyle-Produkten und Magazinen entwickelt -, versuchen einfach, auch jene Kompetenz, Können, Freiheit, Macht - oder was auch immer - vorzuspielen oder hoffentlich zu erlangen, die ihre Vorbilder auszeichnet. Indem sie Äußerlichkeiten oder Verhaltensweisen nachmachen. Diese Leute kaufen sich also nicht etwas oder tun etwas nicht, weil es gut oder das Beste ist, sondern weil andere, die sie als Vorbilder sehen, das auch haben oder tun. Mitunter gefällt es ihnen nicht einmal wirklich. Und wenn es sich um Dinge handelt, die komplexer sind, können sie in der Regel nicht einmal damit umgehen.
Wenn ein Vorbild ein Auto einer gewissen Marke fährt, dann erhält jemand mit dem Kauf des gleichen Autos nicht dasselbe Charisma seines Vorbilds, sondern freilich nur das gleiche Auto.
Der Leser des "praktiker" ist in aller Regel jener, der - jedenfalls was Technik, Elektronik und deren Anwendung anlangt - für sein Umfeld definiert, was "Lifestyle" ist. Und dem es eher nicht einfallen würde, sich etwas zu kaufen, lediglich weil es eine gerade "hippe" Marke trägt oder nur gutes Design - aber sonst keine bemerkenswerten Eigenschaften - hat. Sondern einfach deswegen, weil es ihm gefällt und er aufgrund seiner Erfahrung und seines Wissens befunden hat, dass das genau das ist, was er haben will. Und er auch damit umgehen kann resp. dies jedenfalls nach einiger Zeit können wird. Wenn es dann zufällig die "hippe" Marke trägt, wäre das eine Auszeichnung für die Marke; aber nicht umgekehrt.
[!> Der typische "praktiker"-Leser gehört also durch seine Vorbildfunktion zu jenen, welche eine Marke oder ein bestimmtes Produkt stark machen. Aber nicht zu jenen, die selbst mit Hilfe einer starken Marke oder eines starken Produkts stärker erscheinen wollen.
Wenn er sich den kleinsten Camcorder angeschafft hat und damit ein tolles Video dreht, wird er dafür bewundert, dass er "ja doch immer das Neueste und Beste hat" und sich ja so gut dabei auskennt. Er wird also das Vorbild sein für jene, die sich deswegen auch denselben Camcorder kaufen. Diese haben dann auch einen tollen Camcorder. Aber sie können allein deswegen noch keine guten Videos machen.
Wirkliche Lebensart ist es freilich, sich das Leben - auch mit Hilfe der Technik - zu bereichern, also insgesamt angenehm zu gestalten. Der enthusiastische Anwender weiß, wie er dieses Ziel erreicht: Es gibt Kriterien, die ein Gerät oder Verfahren sinnvoll machen, wodurch es dann für eine Anschaffung oder Anwendung in die engere Wahl gezogen wird. Und vor allem wesentlich ist es, den Umgang mit den Geräten resp. der Technik - auch im weiteren Sinn - zu beherrschen. Möglicherweise auch, um dabei ganz besondere neue Anwendungen zu entdecken.
Kurz: Lifestyle ist es, einfach zu tun, was einem Spaß macht ohne sich dabei zu denken, ob das Eindruck auf Andere macht oder nicht, resp. was die davon halten.
Gutes Design - also äußeres Erscheinungsbild und Fertigungsqualität - ist sehr wesentlich, aber nachrangig. In erster Linie muss ein Produkt technisch einwandfrei sein. Wenn dies der Fall ist, umso besser, wenn auch sein Design gut ist. Da das Qualitätsniveau in der mittleren Preisklasse heute inzwischen sehr hoch ist und es dabei oft nur geringfügige Unterschiede zwischen den Produkten verschiedener Hersteller gibt, sind heute Handhabung - also Bedienlogik - und Design sehr wichtig für die Hersteller geworden um sich damit von der Konkurrenz zu unterscheiden.
Hinsichtlich der Prioritäten wertet "praktiker" bei Geräten
Der Grund dafür ist einfach: Ohne entsprechende technische Leistung ist ein Produkt überhaupt entbehrlich. Wenn man dafür eine exzellente Leistung bekommt, die sonst niemand bietet, dann nimmt man am liebsten schwaches Design in Kauf und würde erst in zweiter Linie auch umständliche Handhabung akzeptieren.
Was gutes Design ist, ist zwar auch Geschmackssache, aber bis zu einem gewissen Grad durchaus objektivierbar. Gutes Design ist immer auch zweckmäßig. Die Linien sind klar, es gibt also eher keine Verzierungen. Idealerweise sollte das Design in sich geschlossen sein, sodass das Gerät in fast jede Umgebung passt. Die Fertigungsqualität muss für gutes Design überdurchschnittlich hoch sein, ansonsten schaut das dann sehr billig aus; billiger als ein Gerät mit durchschnittlichem Design.
Noch bis vor wenigen Jahren gab es gutes Design in der Hauptsache von einigen wenigen Edelschmieden oder für HighEnd-Serien, die sich einige wenige Großhersteller als Prestige-Stücke leisten. Inzwischen ist die Fertigungstechnik bei Lackierung und Oberflächenverarbeitung so hoch entwickelt, sodass auch Seriengeräte ab der Mittelklasse teilweise mit atemberaubend gutem Design aufwarten.
Gutes Design - allerdings nur in Verbindung mit hochwertiger Technik - ist freilich auch für "praktiker" ein Kriterium. Schließlich soll ein Fernsehgerät nicht nur ein gutes Bild zeigen, sondern auch im ausgeschalteten Zustand gut ausschauen. Mitunter hat ja die technische Ausstattung - HiFi- oder Heimkinogeräte, Fernsehgerät - nicht unwesentlichen Anteil an der Einrichtung des Wohnbereichs.
Manche meinen, dass Unterhaltungselektronik - was einen Hauptanteil der Berichterstattung des "praktiker" ausmacht - auch unterhaltsam präsentiert werden muss. Die Gegenthese lautet: Wenn einer laut lacht, ist der Witz, den er erzählt hat in der Regel ein schlechter gewesen. Die besten Witze werden trocken vorgetragen.
Wir wollen Ihnen freilich keine Witze erzählen, sondern die Basis für gute Unterhaltung, also Unterhaltungselektronik bieten. Wir glauben nicht, dass Sie mehr Spaß an der Elektronik oder anderen Technologien bekommen, wenn wir Ihnen diese mit bunten Bildern und mit Zierleisten geschmückt vorführen. Unterhaltungselektronik und jede der damit verwandten Technologien wird unterhaltsam - resp. insgesamt eine Bereicherung für das eigene Leben - in der richtigen Anwendung. Wir glauben, dass Sie dann Spaß haben, wenn wir uns etwas einfallen lassen, das Sie interessant finden, wodurch Sie neue Anwendungs- und Lösungsmöglichkeiten finden.
Dass dies gelingt, ist unser Ziel für jede Ausgabe des "praktiker".
Wenn Ihnen die von uns dargestellten Überlegungen zusagen, ist der "praktiker" vielleicht auch für Sie ein lebenslanger Begleiter, der Sie immer wieder auf neue Ideen bringt. Indem die Schwerpunkte zwar entsprechend der aktuellen Entwicklung verlagert, aber gleichzeitig alle Bereiche der Elektronik ständig im Auge behalten werden: von der Digitalkamera bis zum Heimkino. Also alles, was Ihnen Spaß macht. Oder was Ihnen in Zukunft Spaß machen könnte.
Und das wollen wir Ihnen gerne vermitteln. Man kann sich ja nicht jahrzehntelang immer mit demselben Thema befassen. Es wäre schade sich den Horizont mutwillig zu verengen. Die Bandbreite der Themen innerhalb der Elektronik und die Möglichkeiten damit für die praktische Auseinandersetzung ist viel zu groß.
Und viel zu interessant.